Fahrrad-Ritzel an Nabenschaltung wechseln
Woran erkenne ich, dass ich die Ritzel meines Fahrrads austauschen sollte?
Ein abgenutztes Ritzel an der Nabenschaltung von Fahrrädern oder E-Bikes erkennt man an einem ungleichmäßigen Bogen zwischen zwei Zähnen und/oder deren markanter, weil spitz und ungleichmäßig zulaufender Form, ähnlich einer Haifischflosse. Im Fahrverhalten kann sich ein abgenutztes Ritzel etwa durch unsauberes Schaltverhalten beziehungsweise etwas unrunden Kettenlauf bemerkbar machen.
Benötigtes Werkzeug:
- 15 mm Ringschlüssel (2 Stück)
- 2 mm Innensechskantschlüssel
- Kunststoff-Schutzbrille (gibt´s im Baumarkt)
- passenden Ringschlüssel & Innensechskant (für Bremsmomentabstützung)
- 2 Schlitzschraubendreher
- Hammer mit Kunststoffkopf
Zunächst einmal gilt es festzustellen, ob der Schaltzug an deiner Nabenschaltung ober- oder unterhalb der Nabe verläuft. Denn um den Schaltzug auszuhängen, musst du bei einem Nabenschaltmodell mit oberer Zugverlegung zunächst in den schwersten/größten Gang schalten. Bei einer Shimano-Nabe mit Zugverlegung unten schaltest du in den ersten, sprich den leichtesten, Gang. Und um leichter am Fahrrad schrauben zu können, stellst du es nun „auf den Kopf“, also auf den Sattel und die Lenkergriffe. Damit hierbei nichts verkratzt, kannst du einfach je ein Stück Karton unterlegen. Alternativ kannst du auch unseren CONTEC „Rock Steady“ Montageständer benutzen.
An der flachen, vor dem Ritzel platzierten Schalteinheit der Nabe ist ein kleines 2-mm großes Loch eingebracht, in das du nun einen entsprechenden Innensechskantschlüssel einführst. Drehe nun entgegen dem Uhrzeigersinn. Hiermit bringst du die Schalteinheit auf Spannung und entspannst zeitgleich den Schaltzug. Jetzt kannst du ihn zuerst am kleinen Zuganschlag an der Schalteinheit, dann aus seiner Führung an der Schalteinheit leicht aushängen. Um die Mutter, die den Schalt-Bowdenzug an der Schalteinheit fixiert, herausnehmen zu können, drehst du letztere einfach um 90° im Uhrzeigersinn. Jetzt noch die Mutter mit einem kurzen Ruck nach oben ziehen – und schon ist der Schaltzug von der Schalteinheit demontiert. Abschließend entlastest du die Shimano-Schalteinheit wieder, indem du sie mit dem Innensechskant im Uhrzeigersinn wieder zurückdrehst.
Bevor du bei Rädern mit einer in die Hinterradnabe integrierten Rücktrittbremse das Hinterrad demontieren kannst, musst du zuvor die auf der linken Rahmenseite (von oben betrachtet) verschraubte Drehmoment-/Bremsmomentabstützung per passendem Innensechskant- sowie einem Ringschlüssel zum Gegenhalten der Mutter lösen.
Verfügt dein City-/Trekkingrad am Hinterrad zusätzlich oder alternativ über eine Felgenbremse, schiebst du zunächst den Gummi-Staubschutz des Bremszugs zurück. Drücke nun mit einer Hand die beiden Bremsarme zusammen, um mit der zweiten den Zuggegenhalter nach oben zu lösen. Die zwei Bremsarme kippen nun seitlich weg und behindern so nicht den Ausbau des Hinterrads.
Mit einem 15-mm-Ringschlüssel löst du dazu nun die beiden Sechskantmuttern an der Hinterradachse. Wichtig: Merk´ dir, wie die Unterlegscheiben montiert sind, damit auch der Rückbau des Laufrads problemlos funktioniert. Idealerweise drehst du die Muttern und die darunter liegenden Sicherungsscheiben nur so weit von der Achse, dass sie auf dieser verbleiben, wenn du nun das Hinterrad ausbaust. Dazu schiebst du es im Ausfallende etwas nach vorn, so dass du die Kette seitlich abheben kannst und jetzt das Laufrad aus dem Rahmen hebst.
Vor der Schalteinheit ist ein kompakter Lock-Ring montiert, der diese sichert. Nach dem Abdrehen der Mutter von der Achse drehst du den Lock-Ring entgegen dem Uhrzeigersinn nach links, bis dessen gelber Punkt mit dem der Schalteinheit zusammengebracht ist. Nun lässt sich der Lock-Ring abnehmen. Sobald du die roten Punkte (je nach Shimano-Getriebenabe alternativ gelbe Pfeile oder Punkte) von Schalteinheit und Nabe auf eine Linie gebracht hast, kannst du die Schalteinheit leicht am Hebel nach vorne abziehen. Mit einem flachen Schlitzschraubendreher und etwas Gefühl hebelst du nun den dahinter liegenden Kunststoffring von der Nabe.
Etwas knifflig, aber mit Geduld und Fingerspitzengefühl gut machbar: Der in einer Nut vor dem Ritzel sitzende Sicherungsring muss heraus gehebelt werden. Dazu fährst du mit einem Schlitzschraubendreher in die Nut, die der Öffnung im Sicherheitsring am nächsten ist und hebst diesen ein wenig von der Nabe. Jetzt kannst du mit einem zweiten Schlitzschraubendreher unter den Sicherheitsring fahren und diesen reihum aus der Nut vor dem Ritzel hebeln.
Achtung, hierbei ist grundlegende Vorsicht geboten, denn der Sicherungsring steht ordentlich unter Spannung und kann daher abrupt aus seiner Führungsnut springen, was ein Verletzungsrisiko darstellt. Schutz beim plötzlichen Abspringen des Sicherungsrings bietet dir eine Kunststoff-Schutzbrille.
Hast du den Sicherungsring schließlich demontiert, nimmst du das Ritzel nach vorne ab. Achte darauf, wie das Ritzel nach außen geformt ist, um das neue Ritzel später korrekt zu montieren. Wichtig, weil nur so später Kettenlinie und Schaltfunktion stimmen!
Alsdann kannst du auch schon dein neues Ritzel montieren: Über die drei Nasen schiebst du es in die drei Nuten des Naben-Antreibers. Achte darauf, dass das neue Ritzel richtig ausgerichtet, sprich die Wölbung korrekt ausgerichtet ist. Jetzt bringst du den Sprengring wieder in die Nut vor dem Ritzel ein, indem du diesen mit einem flachen Schlitzschraubendreher mit Gefühl und gut dosiertem Krafteinsatz in eine der drei Nuten der Vertiefung drückst. Nun hebst du den Sicherungsring mit einem zweiten Schlitzschraubendreher auf den Antreiber der Nabe. Leichter geht’s, wenn du das Werkzeug dabei in der Nut abstützt, die der ersten gegenüber liegt. Um sicherzustellen, dass der Sprengring sich nirgendwo verkantet hat und rundum sicher sitzt, prüft man ihn abschließend mittels Schraubenzieher und vorsichtigem Klopfen mit einem Gummihammer auf korrekten Sitz. Im nächsten Schritt schiebst du die Kunststoffabdeckung auf den Sprengring und drückst sie fest.
Die Kunststoffabdeckung garantiert, dass sich die Schalteinheit auf der Nabe hin- und herbewegen kann. Die Schalteinheit wird so an der Nabe montiert, dass sowohl ihre roten/gelben Punkte, als auch jene auf der Nabe auf einer Linie liegen. Passt? Dann drückst du die Schalteinheit fest und sicherst sie auf der Nabe, indem du den Verschlussring aufsetzt. Dessen gelben Punkt bringst du mit dem auf der Nabe zusammen, drückst den Verschlussring fest und drehst ihn im Uhrzeigersinn händisch fest. Damit hast du die Schalteinheit gesichert.
Dazu richtest du zunächst Schalteinheit und Dreh-/Bremsmomentabstützung in eine Richtung aus. Das funktioniert, indem du die Abstützung drehst und an der Schalteinheit dagegenhältst. Somit kannst du das Hinterrad in die Ausfallenden des Rahmens einsetzen und die Kette aufs Ritzel heben. Danach drückst du die Sicherungsscheiben in ihre Position in den Ausfallenden und ziehst die Achsmuttern händisch leicht fest.
Um gleichermaßen einen abfallenden, zu gering gespannten Gliederstrang sowie dessen erhöhter Abnutzung vorzubeugen, justierst du die korrekte Kettenspannung mittels Verschieben des Laufrads in den Ausfallenden. Spürbar gut gespannt sein darf sie, sollte auf Fingerdruck aber noch leicht nachgeben. Stimmt die Kettenspannung, prüft man optisch, ob das Hinterrad mittig im Rahmen sitzt – und arretiert beide Achsmuttern gleichmäßig, indem man sie gegeneinander kontert.
Schließlich wird der Schaltzug wieder eingehängt, wobei man zuvor per 2-mm-Innensechskantschlüssel die Schalteinheit entgegen den Uhrzeigersinn dreht und so ihre Spannung erhöht. Die Mutter am Schaltzugende muss nach außen zeigen: Nach dem Einsetzen dreht man sie um 90° im Uhrzeigersinn und, ist sie an der Nut der Getriebenabe eingerastet, wieder um 90° zurück. Somit ist die Schalteinheit gesichert. Nun verlegt man noch den Schaltzug in der Führung und hängt die Zugaußenhülle am Zuganschlag der Nabe ein. Durch einen kurzen Dreh mit dem 2-mm-Innensechskantschlüsel nach rechts ist die Schalteinheit wieder entspannt.
Im letzten Arbeitsgang schraubst du als Erstes die Bremsmomentabstützung wieder an die Kettenstrebe und / oder hängst die beiden Arme deiner Hinterrad-Felgenbremse wieder ein. Jetzt prüfst du, ob sich alle Gänge leicht durchschalten lassen. Trifft das nicht zu, justierst du die Schaltung über die rückseitige Schraube am Schaltdrehgriff, wobei du durch Drehen der Schraube nach links/rechts die Zugspannung und die Position der Schalteinheit respektive des gelben Markierungsstrichs variierst. Eine Nexus-8-Gang-Nabenschaltung von Shimano ist beispielsweise korrekt eingestellt, wenn die beiden gelben Markierungspunkte an der Schalteinheit im vierten Gang exakt auf einer Linie liegen. Ablesbar sind die gelben Markierungen sowohl von unten (Rad `steht Kopf´), als auch von oben, mit Blick auf die Schalteinheit.
Im Zuge eines Ritzelwechsels empfiehlt es sich, gleichzeitig die alte Kette gegen eine neue zu tauschen. Denn in der Regel nutzt sich die Kette als Teil des Antriebs bei intensivem Betrieb nach vielen Kilometern ebenso ab. Ein „frischer“ Gliederstrang garantiert die optimale Effizienz von Antrieb und Schaltung sowie geschmeidige Gangwechsel! Hierbei solltest du auch einen Blick auf das Kettenblatt werfen und prüfen, ob sich hier ebenfalls ein Austausch aufgrund des Verschleißes lohnt.
Mit dem Wechsel auf ein größeres oder kleineres Ritzel an der Nabenschaltung kannst du deren Übersetzung beeinflussen. Mit einem kleineren Ritzel mit weniger Zähnen, als dem ursprünglich verbauten, werden alle Gänge schwerer und du erreichst eine höhere Endgeschwindigkeit. Der Wechsel auf ein größeres Ritzel mit mehr Zähnen bewirkt leichtere Gänge und bietet dir bei Anstiegen nochmals mehr Reserven.
Dein Ritzel sind in Ordnung, aber deine Schaltung schaltet nicht sauber?! Hier zeigen wir dir, wie du deine Nabenschaltung einstellst.
Die nachfolgend aufgeführten Montageschritte beziehen sich auf den Ritzeltausch an den sehr weit verbreiteten Shimano-Nabenschaltungen. Springe jetzt direkt zu den einzelnen Montageschritten:
- Schritt 1: Shimano-Nabenschaltung herunter- oder hochschalten
- Schritt 2: Aushängen des Schaltzugs
- Schritt 3: Demontieren der Drehmoment-/Bremsmomentabstützung
- Schritt 4: Aushängen der Bremsarme und Hinterrad-Ausbau
- Schritt 5: Demontage von Lock-Ring, Schalteinheit und Ritzel
- Schritt 6: Montage von Ritzel, Sprengring und Kunststoffabdeckung
- Schritt 7: Fixieren der Schalteinheit
- Schritt 8: Montage des Hinterrads im Rahmen
- Schritt 9: Einstellen der Kettenspannung
- Schritt 10: Schaltzug einhängen
- Schritt 11: Montage der Bremsen & Schaltungsjustage